«Drohnentechnologie wird nicht überall ‘fliegen’»

Recent News

Wieviel Zukunft hat «Digital Ag»? Wie führt man IT-ler/innen? Was sollte ein guter Kunde können? Was läuft im Digitalbereich bei unserer Stiftung? Diese und weitere Fragen haben wir Andres Meyer gestellt, Chief Technology Officer der Resonanz Group*.

English version 

Syngenta Stiftung: Was macht eigentlich ein Chief Technology Officer?

Andres Meyer: In unserem Fall ist der Job so ziemlich meine Traummischung. Ich darf für interessante Probleme clevere Lösungen mitentwickeln. Ich darf immer wieder neue Sachen testen. Ab und zu schreibe ich selber Code. Und ich darf viel mit Menschen aus verschiedensten Branchen reden. Kurzum: Als CTO habe ich das Privileg, nur Sachen anzupacken, die ich gern mache!

Resonanz hat viel Erfahrung im Agrobereich. Was sind zurzeit Eure Hauptaktivitäten für unsere Stiftung?

Ein wichtiges Projekt ist das «Field Trials App». Das ist eine Anwendung speziell für die Durchführung und Auswertung von Feldstudien. Die Studien laufen in mehreren Ländern mit neuen Sorten, primär von Gemüse. Davon profitieren das Team von Seeds2B** und seine Partner bei lokalen Saatgutfirmen. Mit besser organisierten und effizienter dokumentierten Studien können diese Firmen die besten Sorten schneller entwickeln. Das kommt Kleinbauern und -bäuerinnen zugute, die bislang nur ertragsschwächere alte Sorten pflanzen können. Eine öffentliche Variante der Lösung ist auf www.quicktrials.com kommerziell verfügbar.

An was arbeitet Ihr ausserdem für uns?

Zum Beispiel an G.A.T.E.*** Diese Plattform hilft der Stiftung besser zu verstehen, wie verschiedene Innovationen in Tests abschneiden, und welche sie weiterentwickeln sollte. Dadurch kann die Stiftung ihre Ressourcen fokussieren und Kleinbauern die besten Innovationen schneller zur Verfügung stellen. Gleichzeitig arbeiten wir im eher intern gerichteten Projekt zur besseren Impaktmessung mit, sowie an ein paar weiteren Aktivitäten. 

«Digital Ag», die digitale Landwirtschaft, ist heutzutage ein oft gehörter Begriff. Speziell aber im kleinbäuerlichen Umfeld: Wieviel davon ist Hype, und wieviel hat wirklich Zukunft?

Das kommt auf den Bereich an. Die wissenschaftliche Auswertung von «Big Data» halte ich für sehr zukunftsträchtig. Das gilt auch für «A.I.», die künstliche Intelligenz. Ich sehe A.I. als eine sehr preisgünstige persönliche Beraterin. Traditionell schaut ein Agroberater die Wetterprognose an und schlägt dann gewisse Handlungen vor. Mit A.I. bekämen Kleinbauern automatisch via Handy die passenden Spritzempfehlungen zum Wetter. Oder zum Beispiel kaufmännische Tipps basierend auf aktuellen Preisen für Inputs und Ernten. 

Das tönt gut. Wo siehst Du noch Grund zur Skepsis?

Drohnen liefern grossartige Daten und können auch wichtige Jobs übernehmen. Aber deren Zukunft sehe ich im Moment nur auf grossen kommerziellen Flächen. Bei Studien auf kleinen, weit voneinander abgelegenen Parzellen in Entwicklungsländern wird die Drohnentechnologie nicht wirklich «fliegen».

So oder so: Konkurrenz im Bereich digitaler Anwendungen habt Ihr reichlich. Was zeichnet die Resonanz Group in diesem Wettbewerb aus?

Unser Ziel ist es, einen positiven Effekt auf Menschen zu haben. Wir versuchen, dies vor allem mit innovativem Denken, Software-Entwicklungs-Knowhow und einem Fokus auf Zusammenarbeit zu erreichen. Dazu gehört natürlich auch, dass man das Problem des Kunden richtig gut versteht und die verfügbaren technischen Systeme und Möglichkeiten kennt. Wir finden dadurch oft kreative Lösungen, basierend auf einer Vielzahl existierender Komponenten und Plattformen. Wir haben häufig einfach bessere Ideen als andere!

Das heisst also: statt verspielter IT-Bastelei eher ein Auge auf Kundenbedürfnisse?

Richtig. Beide Augen sogar!

Wo seid Ihr noch tätig, ausser im Agrobereich?

Unsere internationalen Teams arbeiten zurzeit unter anderem an «Blockchain»-Lösungen im Versicherungsbereich. Ein weiteres sehr spannendes Projekt ist eine Veranstaltungsvisualisierung in Echtzeit. Bei einem Konzert würde dann beispielsweise Dein Handy als Teil eines riesigen virtuellen Bildschirms im Takt mit dem Trommelschlag aufleuchten. Das ist eine wahre Timing-Herausforderung!

Du sprichst das Thema räumlich verteilter Teams an. Viele IT-Mitarbeitende gelten als begabte Solist/innen. Wie führst Du solche Gruppen?

Persönlich treffen sich viele von uns in der Tat nur einmal jährlich. Alles andere läuft virtuell. Wir tauschen uns aber ständig aus, indem wir tägliche «Stand-up»-Konferenzschaltungen abhalten sowie überall Tools einsetzen, die Kollaboration ermöglichen. Und ein Teil der Führung beginnt schon bei der Rekrutierung...

Als Tipp für Berufseinsteiger/innen: Nach was für Mitarbeitenden suchen heute IT-Firmen?

Im Support-Bereich gibt’s zwei Hauptkriterien. Man muss sich natürlich technisch top auskennen. Aber man muss auch sehr gern mit Menschen zusammenarbeiten – auch mit jenen, die deutlich weniger IT-begeistert sind! Bei Entwickler/innen ist die Lage etwas komplizierter. Sie müssen kreativ sein. Sie müssen auch wirklich coden können und wollen, und immer lernbegierig bleiben. Dazu kommt noch ein Spagat: Entwickler/innen brauchen einerseits viel Selbstdisziplin bei der Arbeit allein, typischerweise daheim. Andererseits – jedenfalls bei Resonanz – suchen wir immer Teamfähige. 

... und wie sehen Deine Lieblingskunden aus?

Sie erkunden gerne neue Ideen und «etwas andere» Lösungsansätze. Sie sind bereit, einen innovativen Ansatz zu wählen und mit uns gemeinsam die Spielregeln zu ändern. Kunden also, die einen guten Job machen wollen und auf Zusammenarbeit setzen.

Welche digitale «Nuss» würdest Du im Agrobereich gern noch knacken?

Ich möchte sehr gern ein Werkzeug für Kleinbauern und -bäuerinnen entwickeln, das ihnen inhaltlich wirklich hilft. Nichts, was es schon gibt, und einsatzbereit am liebsten ohne mehr Hardware als ihr Handy. Zündende Vorschläge sind willkommen! 

Was machst Du, um gelegentlich der digitalen Welt zu entkommen?

Ich habe drei Kinder, und spiele mit Freude Klavier. Kürzlich habe ich auch unser neues Einfamilienhaus fertiggestellt – allerdings mit viel digitaler Hilfe!  

*www.resonanzgroup.com 
 **www.seeds2B.org  
***Weitere Information zu G.A.T.E. erteilt andrea.balmer@syngenta.com