Wie komme ich hier ins Berufsleben?

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Das nationale Qualifikationsprogramm «Beraten Netzwerken Fördern» (BNF) ermöglicht Wissenschafter/innen in der Schweiz einen Einstieg in die Berufswelt. Auch unsere Stiftung ist dabei. Wir haben Beteiligte nach ihren Erfolgserlebnissen, Herausforderungen und sonstigen Erfahrungen gefragt. 

Mit einem hohen akademischen Abschluss hat man hierzulande in der Regel gute Chancen, eine Arbeitsstelle zu erhalten. Freunde und Verwandte erwarten das sogar oft! Doch die Realität sieht für viele Absolvent/-innen anders aus. Der Schritt aus (zum Beispiel) einem Unilabor in die «echte» Arbeitswelt gestaltet sich zuweilen schwierig. Nach jahrelanger Forschungsarbeit fehlt es oft am nötigen Netzwerk. Trotz hoher Ausbildung und Spezialisierung bleibt man erwerbslos.

Um solchen Arbeitssuchenden zu helfen, betreibt die Universität Bern* das auch für andere Institutionen offene BNF. Dem gehören mehrere Unternehmen und andere Organisationen an, bei denen sich man um eine sechsmonatige Stelle bewerben kann. Diese ermöglicht es einem, eine Lücke im Lebenslauf zu vermeiden und erste Berufserfahrungen zu sammeln. Während der sechs Monate müssen sich die Teilnehmenden für unbefristete Stellen bewerben. Das Ziel ist, dass sie beruflich rasch Fuss fassen. 

Definitiv ein Win-Win

Die Syngenta Stiftung nimmt seit fünf Jahren am BNF teil. Unser R&D-Leiter Dominik Klauser betreut die meisten Teilnehmenden. Er sieht dabei eine grosse Chance für beide Seiten: «Das Programm will jungen Menschen Arbeitserfahrung ermöglichen und sie an Projekten teilhaben lassen, die ihren Lebenslauf bereichern». Die Stiftung führe eine breite Auswahl an interessanten, internationalen Projekten, bei denen sich die Teilnehmenden mit Elan einbringen können.

Dominik Klauser steht gegenüber dem Programm dafür gerade, dass die BNF-ler/innen eine sinnvolle Arbeit leisten. Er hat sich dabei eigene Ziele gesetzt: «Ich möchte, dass sie wirklich relevante Fähigkeiten erwerben – zum Beispiel im Projektmanagement – und auch ihre Finanzkenntnisse erweitern.» Auch Karrieremanagement sei wichtig. «Die Teilnehmenden sollen unter anderem lernen, wie sie in einem grossen Unternehmen wahrgenommen werden», ergänzt Klauser. 

Auch die Stiftung profitiert vom Programm. «Bis jetzt hatten wir immer hochmotivierte Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die sehr selbstständig arbeiteten», erzählt Klauser. Oft brächten sie bereichernde Inputs aus eigenen Erfahrungen mit.

Dominik Klauser weiss, dass man das BNF theoretisch missbrauchen könnte: Es bestehe die Gefahr, dass Organisationen hochqualifizierte Wissenschafter/innen als billige Arbeitskräfte ausnutzen. «Das ist aber überhaupt nicht die Idee», sagt Klauser. Es liege in der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens, ihnen spannende Projekte zuzuteilen und sie zu unterstützen. «Diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst», betont Klauser. Teilnehmende sind nicht beim Arbeitgebenden angestellt, sondern beim regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) angemeldet.

Kleinbauern und internationale Partner

J.G.** ist einer jener, die von dieser Möglichkeit profitiert haben. Er betreut verschiedene Projekte bei unserer Stiftung. Durch einen Bekannten erfuhr der promovierte Molekularbiologe vom BNF; er bewarb sich direkt bei uns. «Es war schon immer ein Traum, im Pflanzensektor zu arbeiten, etwa bei Syngenta», sagt er. J.G. arbeitet einerseits an R&D-Strategien, die Kleinbauern helfen, sich den Veränderungen der klimatischen Bedingungen anzupassen und dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. «Es ist eine grosse Chance, zu lernen, wie man die Lebensqualität von Kleinbauern und -bäuerinnen verbessern kann», sagt er. Während seiner Zeit bei der Stiftung kann J.G. auch sein Beziehungsnetz ausbauen. Gleichzeitig betont er, wieviel die Stiftung von seinem Einsatz profitiert, gewissermassen als Freiwilliger. 

Ein anderes Beispiel liefert Andrea Balmer. Unsere heutige Programm-Managerin für Agriservices und R&D war nach ihrem Doktorat länger auf Arbeitssuche. Mithilfe Bekannter fand sie zur Syngenta Stiftung. Dazu passte ihr landwirtschaftlicher Hintergrund gut. «[Dominik Klauser und das Team] waren sehr flexibel und haben mir eine Auswahl an interessanten Projekten gegeben», erzählt Balmer. Nicht nur inhaltlich sei die Arbeit hier spannend. Auch Balmer erwähnt unsere internationalen Kontakte. «Es ist bereichernd, mit Menschen aus der ganzen Welt zu arbeiten», findet sie. Allerdings: Die Molekularbiologin musste sich anfangs an Unterschiede zwischen der akademischen Arbeitswelt und jener einer Firmenstiftung gewöhnen. «Ein grosser Unterschied ist, dass Resultat und Effizienz hier beide wichtig sind!», weiss Balmer mittlerweile. Zudem habe die Stiftung viele Partner und andere «Stakeholder». Diese gelte es stets einzubinden. 

Herausforderungen bewältigen

Eine Schwierigkeit beim BNF liegt für die Syngenta Stiftung in der kurzen Dauer. «Da die Teilnehmenden nur für begrenzte Zeit bei uns sind, bleiben Projekte oft unvollendet», erläutert Klauser. Schliesslich möchten BNF-ler/innen schnellstmöglich eine unbefristete Stelle finden: Das ist ja auch das Ziel des Programms. 

Für die Teilnehmenden liegen die Herausforderungen auf zwei Ebenen. Einerseits erleben sie oft einen hohen Druck, möglichst viele Bewerbungen zu schreiben. Andererseits ist es gar nicht so einfach, an das Programm zu gelangen. Es gibt etliche arbeitssuchende Akademiker/innen, doch nur wenige kennen es. «Das ist schade», sagt Andrea Balmer. Denn das Programm könne auch emotional helfen. Auf Arbeitssuche zu sein, bedeute oft Stress. «Bei der Stiftung tat es mir gut, aktiv an der eigenen Zukunft zu arbeiten», führt Balmer fort.

Damit hatte sie auch Erfolg. Balmer fand direkt in unserem Team eine unbefristete Stelle. «Das Programm war für mich also wie eine Abkürzung», meint sie lächelnd. Das ist nicht die Norm. Aber die Stiftung empfiehlt BNF-ler/innen auch gern externen Partnern oder Mitarbeitenden beim Unternehmen Syngenta. Teilnehmende profitieren also nicht nur von spannenden Projekten, neuen Erfahrungen und Wissen, sondern auch vom grossen Netzwerk. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, ihnen einen gelungenen Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen.

Dieser Text basiert auf einer Arbeit von Jorina Kessler während ihres Kommunikationspraktikums bei Syngenta. 

*Mit der Uni Bern arbeiten wir auch bei der Verbesserung von Tef zusammen.

** (Name der Redaktion bekannt).